Kinderfreie Zone

Online seit Sun 07 September 2014 in Politik und Gesellschaft

Straßenschild Ende der Spielstraße

Zeichen 325.2 von Andreas06 und Mediatus - Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.

Kinderfreie Zone - hieß es immer, wenn meine Eltern mal nicht von der tobenden Horde belagert werden wollte. Wir konnten uns immer sehr gut mit uns selbst beschäftigen, aber wenn die Erwachsenen plötzlich die Lust nach einem Kaffee überkam und sie sich auch noch über langweilige Dinge unterhalten wollten, konnten wir es kaum aushalten einmal nicht in die Küche zu gehen. Es war für uns irgendwie unverständlich, was das sollte. Heute kann ich es sehr gut nachvollziehen. Denn obwohl ich wirklich sehr gerne Vater bin schätze ich die Zeit in der ich, ohne dabei endlose Traktorenvideos anschauen zu müssen, an meinem Rechner sitzen kann um zum Beispiel diesen Artikel zu schreiben. Ausgelöst durch den Kontrollverlust über  die eigene Zeit tritt dieses Gefühl aber eigentlich nur auf, wenn man immer (eigene) Kinder um sich hat. Kinderlose Menschen dürften dieses Problem eigentlich nicht kennen.

Und trotzdem stieß ich vor einiger Zeit in einem Bio-Hotelprospekt auf das Angebot eines Erwachsenenhotels am Bodensee.

Da wir ein reines Erwachsenenhotel sind, ist der jüngste Gast mindestens 16 Jahre alt. So bleiben Sie als ruhesuchende Erwachsene unter sich.…

heißt es in dem Werbetext, der eine Übernachtung schmackhaft machen soll. Das mag vielleicht nicht so schrecklich wie Firhall sein, trotzdem finde ich das Ausschließen einer ganzen Bevölkerungsgruppe (auf Grund ihrer Lebensgestaltung) irgendwie verwerflich. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Einrichtungen, deren Benutzung Kindern nicht gestattet ist, das hat aber meistens mit Jugendschutz und anderen sinnvollen Argumenten zu tun. Genau wie es alle möglichen Schrauben gibt , an denen man drehen kann, um das Etablissement für Familien mit Kindern attraktiv zu machen, gibt es welche, wenn man älteres Publikum bevorzugt. Ein explizites “Verbot” wäre nicht notwendig.

Muss man sich darum überhaupt einen Kopf machen? - Es geht doch nur um ein besonderes Geschäftsmodell, um im hart umkämpften Markt eine spezielle Nische zu besetzen. Es kann sein, dass man darauf gar keinen Gedanken verschwenden sollte, trotzdem finde ich es irgendwie nicht richtig. Oder wäre  folgender Werbetext in Ordnung:

Wollen Sie am Pool liegen ohne, dass sie sich alte Schwabbelbäuche ansehen müssen. Da wir ein altenfreies Hotel sind ist der verwelkteste Gast höchstens 40 Jahre alt. So bleiben Sie als junge attraktive Urlauber unter sich…

Wahrscheinlich nicht und obwohl dies vermutlich auch rechtens ist, hätte ein Anbieter sehr schnell alle mögliche Kritik aber kaum Kunden am Hals. Natürlich gibt es diverse Hotels, die sich tatsächlich eher an jüngere Leute richten (z.B. Jugendherbergen) diese kommen aber meines Wissens ohne solche Marketingsprüche aus (und gerade besagte Jugendherbergen richten sich inzwischen doch auch an ein breiteres Publikum).
Vielleicht sehe ich ein zu großes Problem, das so gar nicht existiert, aber man könnte ja durchaus auch andere Kategorien an die “Kunden” anlegen. Wie wäre es mit Religion, Hautfarbe, etc.?
Und das wäre dann wirklich nicht tolerierbar!